Krisendienst Psychiatrie erweitert ab 1. März seine Hilfeangebote / Kooperation mit dem kbo-Heckscher-Klinikum
Bisher konnten sich an den Krisendienst Psychiatrie in Oberbayern Menschen in seelischen Krisen ab dem Alter von 16 Jahren wenden. Ab 1. März erweitert der Krisendienst Psychiatrie seine Hilfeangebote: Mit der Einbindung des kbo-Heckscher-Klinikums kann der Krisendienst Psychiatrie künftig auch für Kinder und Jugendliche in psychischen Notlagen sowie deren Angehörige ein qualifiziertes Beratungs- und Hilfeangebot bereitstellen.
0180 / 655 3000: Die Nummer des Krisendienstes ist für ganz Oberbayern täglich von 9 bis 24 Uhr erreichbar. Als Novum steht ab dem 1. März unter dieser Rufnummer spezielle Fachkompetenz auch für Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern und weitere Bezugspersonen aus dem sozialen Umfeld zur Verfügung. Die Mitarbeitenden des Krisendienstes hören zu, fragen nach und klären mit den Anrufern und Anruferinnen gemeinsam die Situation. In besonderen Fällen können sie an weiterführende Hilfeangebote vermitteln.
„Wir schließen damit eine Versorgungslücke“, sagt Bezirkstagspräsident Josef Mederer. „Für Kinder und Jugendliche ist es ebenso wichtig wie für Erwachsene, dass sie im Fall einer seelischen Krise professionelle Hilfe erhalten können. Damit lassen sich nicht nur stationäre Klinikaufenthalte verhindern. Wir vermeiden auch, dass seelische Krisen chronisch werden und als Folge seelische Behinderungen entstehen.“
Verantwortlich für das neue Angebot für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren ist die Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Dr. Adelina Mannhart. Sie ist stellvertretende ärztliche Direktorin des kbo-Heckscher-Klinikums. „Für Kinder und Jugendliche in Krisensituationen wollen wir eine qualifizierte Beratung bieten mit der Möglichkeit, im Bedarfsfall rasch geeignete Hilfen zu vermitteln“, erläutert Mannhart. „Das kann beispielsweise die Weiterleitung in Maßnahmen der Jugendhilfe sein, aber auch die ambulante oder stationäre Behandlung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie.“
Da es bisher kein vergleichbares Angebot der qualifizierten Krisenhilfe für Kinder und Jugendliche gibt, ist es laut dem Bezirkstagspräsidenten „zunächst wichtig, Erfahrungswerte zu sammeln“. Mederer: „Wir wissen noch nicht, wie groß der Bedarf für die telefonische Krisenintervention im Kinder- und Jugendbereich ist. Auch gibt es bisher keine Erfahrungswerte zum Bedarf für aufsuchende Hilfe. Aus der Praxis im kbo-Heckscher-Klinikum und den Erfahrungen im Krisendienst Psychiatrie können wir aber bereits heute feststellen, dass die telefonische Krisenintervention sinnvoll und notwendig ist.“ Die Möglichkeit für mobile Einsätze und persönliche Beratungen vor Ort bleibt vorerst auf Betroffene ab 16 Jahren beschränkt.
Ebenso wie bei den Angeboten für Erwachsene wird der Krisendienst für Kinder und Jugendliche bei entsprechendem Bedarf schrittweise die erforderlichen Kooperationen zu anderen wichtigen Partnern aufbauen: Schon von Beginn an besteht die Möglichkeit zur Zusammenarbeit mit den Psychiatrischen Institutsambulanzen des kbo-Heckscher-Klinikums. Als weitere Einrichtungen könnten folgen: andere Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychosomatik, Erziehungsberatungsstellen, örtliche Jugendämter sowie niedergelassene Fach- und Hausärzte sowie Psychotherapeuten für Kinder und Jugendliche.
Der Bezirk Oberbayern fördert den Krisendienst Psychiatrie mit 7,4 Millionen Euro pro Jahr. Im Jahr 2017 sind in der Leitstelle des Krisendienstes rund 20.000 Anrufe von Menschen in seelischen Notlagen eingegangen. Der Krisendienst ist als Netzwerk mit zahlreichen Kooperationspartnern konzipiert. Beteiligt sind unter anderem die Sozialpsychiatrischen Dienste der freien Wohlfahrtspflege und Psychiatrische Institutsambulanzen (PIA) der kbo- sowie weiterer psychiatrischer Kliniken.