Bezirk Oberbayern ehrt Marcus Everding und Anna Elfriede Ringsgwandl
Der Theaterautor und Regisseur Marcus Everding und die Theaterleiterin, Autorin, Regisseurin und Schauspielerin Anna Elfriede Ringsgwandl haben den Oberbayerischen Kulturpreis 2018 erhalten. Bezirkstagspräsident Josef Mederer verlieh ihnen die Auszeichnung am 22. Juli in Kloster Seeon, dem Kultur- und Bildungszentrum des Bezirks Oberbayern. Den mit jeweils 5.000 Euro dotierten Preis vergibt der Bezirk seit 1980 jährlich an zwei Persönlichkeiten, die sich um die Kultur in Oberbayern verdient gemacht haben.
Bezirkstagspräsident Josef Mederer würdigte die beiden als leidenschaftliche Theatermenschen. „Theater ist keine Solo-Nummer, es funktioniert nur, wenn sich viele einbringen. Doch immer braucht es zum Gelingen auch Menschen, die mir ihrer Lust am Inszenieren andere anstecken. Menschen, die sich und anderen etwas zutrauen und aus ihnen das Beste herausholen. Menschen, die mit ihrer Kreativität die Grundlage schaffen – indem sie Theaterstücke schreiben oder bearbeiten. Menschen, die die Sache professionell in die Hand nehmen, so dass aus kleinen Anfängen am Ende ‚ganz großes Theater‘ wird, das über die Orte des Geschehens hinaus wirkt.“ Beide Preisträger haben sich, so Mederer, um das Volkstheater als wichtigen Teil der Kultur in Oberbayern verdient gemacht.
Marcus Everding (geboren 1964 in München) studierte an der Hochschule für Philosophie in München und war gleichzeitig als Regieassistent beim Bayerischen Staatsschauspiel tätig. Der Sohn des bekannten Theaterregisseurs August Everding debütierte 1991 als Regisseur am Stadttheater Regensburg. Es folgten Engagements an verschiedenen Theatern, darunter Bern, Hamburg, Bamberg und Passau. Von 2005 bis 2008 wirkte er als Schauspieldirektor am Landestheater Detmold. Anschließend leitete er von 2008 bis 2015 die Carl-Orff-Spiele in Andechs. Everding hat sich aber auch als Autor von Libretti und Theaterstücken einen Namen gemacht. Für den Ayinger Gmoa-Kultur-Verein schreibt er seit 2004 neue Stücke zu Themen der regionalen Geschichte und führt sie zusammen mit dem Verein auf. So brachte er unter anderem Das Leben des Heiligen Emmeram und die Sendlinger Mordweihnacht auf die Bühne. 2009 schrieb er für die Edigna-Festspiele in Puch bei Fürstenfeldbruck ein neues, zeitgemäßes Stück, das er selbst mit der Laienbühne inszenierte. Für das alle zehn Jahre stattfindende Festival wurde er auch mit der Aufführung 2019 beauftragt. Daneben ist er für zahlreiche Neubearbeitungen verantwortlich wie zuletzt Das Wirtshaus im Spessart und Charleys Tante, die aktuell am Dehnberger Hof Theater in Lauf aufgeführt werden.
Der Regisseur und Landtagsvizepräsident von Nordrhein-Westfallen, Oliver Keymis, würdigte Everding in seiner Laudatio als bodenständiges, sprach- und heimatverbundenes Multitalent. „Das Spiel mit der Wirklichkeit; die Fantasieebenen der Figuren; das Komische, das aus dem Tragischen entstehen kann; das Tragische, das ohne Komik nicht erträglich wäre … Marcus Everding hat sich mit diesen Fragen auseinandergesetzt, hat analysiert und seziert, gedichtet und getextet und sich dabei immer intensiver mit dem Phänomen Mensch und mit dem Spiel beschäftigt.“
Preisträgerin Anna Elfriede Ringsgwandl, Jahrgang 1961, ist in Riedering (Landkreis Rosenheim) aufgewachsen, wo sie zunächst in der elterlichen Bäckerei arbeitete. 1997 schrieb sie ihr erstes Theaterstück Der Zigeunerbauer, das 1998 Premiere hatte. Bei dessen Aufführung in einer Tenne im Riederinger Ortsteil Neukirchen am Simssee spielten rund hundert Personen mit – rekrutiert aus Familie, Freundeskreis und Nachbarschaft. 2002 erfüllte sich ihr jahrelanger Traum vom eigenen Theater, als sie zusammen mit ihrer Familie in Ecking am Simssee ein Theaterzelt errichtete. Seither ist Ringsgwandl Autorin, Schauspielerin und Intendantin in einem. 2006 fand in dem neuen Zelt die Uraufführung von Ringsgwandls zweitem Stück Da Himmegugga statt, das mit über 1.200 Aufführungen und inzwischen über 150.000 Zuschauern das in Mundart verfasste Stück auch überregional bekannt machte. Seit 2012 spielt Ringsgwandls Truppe im großen Theater-Palast-Zelt in Riedering, wo im selben Jahr ihr drittes Stück Gsindlkind Premiere feierte. 2017 brachte Ringsgwandl ihr viertes Stück Elias auf die Bühne. Den Preis erhält Ringsgwandl zusammen mit dem 20-köpfigen aus Kindern und Erwachsenen bestehende Ensemble Himmegugga.
Staatsministerin Ilse Aigner, die sich dem Riederinger Theater seit langen Jahren verbunden fühlt, hob in ihrer Laudatio Ringsgwandls leidenschaftliches Engegement hervor: „Du bist im wahrsten Sinne des Wortes einfach ‚theaternarrisch‘ von Kindesbeinen an, und das spürt man auch beim Riederinger Theater. Es trägt deine Handschrift und sprüht vor Leidenschaft … Ohne dich wäre die bayerische Theaterlandschaft ein gutes Stück ärmer. ‚E & E Ringsgwandl‘ (Elfriede und Ehemann Erwin Ringsgwandl) sowie das ganze Team des Himmegugga-Ensembles gehören zu Oberbayern wie der Chiemsee und die Kampenwand“.