„Arbeiten wie alle anderen Menschen auch“
„Die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen ist ein Gewinn für die gesamte Belegschaft eines Betriebes. Dieses Signal gelebter Inklusion wirkt breit in die Gesellschaft hinein.“ Mit diesen Worten würdigte Bezirkstagspräsident Josef Mederer am Dienstag, 25. November, die Preisträger des Inklusionspreises 2014. Gewinner der beiden vom Bezirk Oberbayern vergebenen Preise sind der Einzelhandelskaufmann Daniel Schermelleh aus Allershausen und die VerbaVoice GmbH aus München.
Das Leitthema des Inklusionspreis 2014 war „Inklusive Arbeitswelt: mit Vielfalt zum Erfolg“. Der Bezirk Oberbayern möchte damit nach den Worten von Bezirkstagspräsident Mederer engagierte Personen und Unternehmen ehren, die Menschen mit Behinderungen fördern und auf dem ersten Arbeitsmarkt beschäftigen. Mederer: „Arbeiten, wie alle anderen auch arbeiten – mit den gleichen Rechten und Pflichten. Das ist der Wunsch vieler Menschen mit Behinderungen.“ Die ausgezeichneten Praxisbeispiele seien der Beweis, „dass dieser Wunsch erfüllbar ist und Inklusion in der Arbeitswelt bereits vielfältig gelebt wird.“
Preisträger Daniel Schermelleh beschäftigt in seinem EDEKA-Markt in Allershausen (Lkr. Freising) eine junge Frau mit einer geistigen Behinderung – unbefristet und sozialversicherungspflichtig auf dem ersten Arbeitsmarkt. In einem weiteren Markt in Bergkirchen (Lkr. Dachau) hat Schermelleh einen jungen Mann angestellt, der ebenfalls geistig behindert ist. Der Kaufmann zeigt damit nach Ansicht der Jury, „dass es nicht nur um Gewinnmaximierung gehen muss, sondern dass man mit Mut und Engagement Chancen für alle Menschen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt schaffen kann.“ Schermelleh leiste damit einen „herausragenden Beitrag zur Kultur eines Miteinanders von Menschen mit und ohne Behinderungen“.
Beim weiteren Preisträger, der VerbaVoice GmbH aus München, sind acht Menschen mit Hörbehinderungen beschäftigt. Bei insgesamt 40 Mitarbeitern beträgt die Schwerbehindertenquote 21 Prozent – sie ist also viermal so hoch wie gesetzlich vorgeschrieben. Auch das Geschäftsfeld des von Michaela Nachtrab und Robin Ribback gegründeten Unternehmens widmet sich der Inklusion: VerbaVoice hat einen mobilen Online-Dolmetschdienst entwickelt, der Menschen mit Hörbehinderungen flexibel und ortsunabhängig unterstützt. Schrift- oder Gebärdensprachdolmetscher können aus der Ferne zugeschaltet werden. Aus Sicht der Jury leistet die Firma damit einen herausragenden Beitrag zur barrierefreien Kommunikation aller Menschen. Dies sei „für die Zukunft ein Ansporn, diesen inklusiven Weg weiter zu beschreiten“.
Den Festvortrag zum Thema Inklusion und Arbeit hielt Herbert Sedlmeier, Behindertenbeauftragter des Landkreises Fürstenfeldbruck und Vorsitzender der Vereinigung kommunaler Behindertenbeauftragter Bayerns. Pflicht einer solidarischen Gesellschaft sei es, „die betroffenen Menschen auf Augenhöhe zu unterstützen, sie zu fördern und zu fordern“, sagte Sedlmeier. Im demografischen Wandel sieht er eine große Chance für Menschen mit Behinderungen. Die Betriebe seien künftig auf jede Arbeitskraft angewiesen. 2020 gebe es bundesweit bereits eine Lücke von 1,7 Millionen Arbeitskräften. „Anders sein und anders denken bedeutet oft Innovation“, so Sedlmeier. Auch seien behinderte Menschen oft besonders motiviert. „Sie wollen beweisen, dass sie es können und dass ihre Arbeit Wertschätzung verdient.“
Des Weiteren vergab die Jury drei Anerkennungsurkunden für herausragende Praxisbeispiele inklusiver Arbeit. Das Netzwerk Epilepsie und Arbeit (NEA) der Inneren Mission München wurde für seine Beratung von Arbeitergebern und an Epilepsie erkrankten Menschen geehrt. Bei der Trialogischen Arbeitsgemeinschaft EX-IN Bayern (TAG) würdigte das Preisgericht das ehrenamtliche Engagement für psychiatrie-erfahrene Menschen mit der Ausbildung von EX-IN-Genesungsbegleitern. Das Franziskuswerk Schönbrunn erhielt eine Anerkennung für sein Bildungsprojekt Basisqualifikation Sozial, das Menschen mit und ohne Behinderungen auf dem Weg zu beruflicher Teilhabe unterstützt.